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Foto: Marc Rühl

Pferdemuseum erinnert an berühmtes Rennpferd "Lando"

Es war eine kleine Sensation: "Lando" vom Gestüt Hof Ittlingen im westfälischen Werne gewann 1995 als erstes und bisher einziges deutsches Pferd den Japan Cup, das zu der Zeit höchstdotierte Pferderennen der Welt. Der fünfjährige Hengst siegte vor 180.000 begeisterten Zuschauern auf der Rennbahn in Tokio souverän mit zwei Längen Vorsprung und verwies die Konkurrenz auf die hinteren Plätze. Als Sieger erhielt er die Rekord-Gewinnsumme von umgerechnet 2.734.872 Deutsche Mark. "Lando" feierte damit einen der größten Erfolge der deutschen Vollblutzucht.
Das Westfälische Pferdemuseum Münster lässt nun in einer kleinen Ausstellung das "Wunder" von Lando wieder aufleben: Vom 29.08. bis 18.10.2020 werden einige ausgewählte Exponate rund um den sensationellen Sieg von "Lando" im Japan Cup präsentiert. Die Besucher erleben ein Stück Rennsport-Geschichte und erfahren viele spannende Details aus der Karriere des zweimaligen Galopper des Jahres.
Das besondere Highlight der Inszenierung ist die kunstvoll gearbeitete Dermoplastik des 2013 verstorbenen Hengstes – sie setzt dem Ausnahmepferd "Lando" ein würdiges Denkmal. 

"Wir sind froh, dass wir auch in Corona-Zeiten, in denen das Geld mehr als knapp ist, eine attraktive Abwechslung für unsere Besucher anbieten können", so Museumsleiterin Sybill Ebers, "diese schwierigen Zeiten machen Museen und andere Kulturschaffende überaus kreativ, und das ist positiv zu sehen!"

Münsteraner Geschäftsmann Franz-Josef Görtz stiftet dem Pferdemuseum eine Videoinstallation

Das Westfälische Pferdemuseum zeigt in seiner Dauerausstellung seit Kurzem die originalen Filmaufnahmen der legendären Veranstaltung „Das Pferd muss bleiben“. Die Großkundgebung fand am 15. März 1963 in der Dortmunder Westfalenhalle statt – in einer Zeit, in der durch die Motorisierungswelle viele Pferde überflüssig wurden und in großer Zahl in Schlachthäusern verschwanden. Franz-Josef Görtz, Münsteraner Kaufmann und Filmemacher, hat den Film vor fast 60 Jahren gemeinsam mit Karl-Heinz Kerst und Werner J. Sommerhage gedreht. Es war eine Auftragsarbeit für den „Hauptverband für Zucht und Prüfung Deutscher Pferde (HDP)“.

Durch einen Presseartikel wurde der heute 93-jährige Franz-Josef Görtz auf den Film im Pferdemuseum aufmerksam. Er nahm Kontakt zur Museumsleiterin Sybill Ebers auf und erfuhr, dass der Film aus Kostengründen bislang ohne Ton in der Ausstellung lief. Spontan bot er an, eine moderne Videoinstallation mit Ton zu finanzieren. Denn der Kommentator des Films ist kein Geringerer als Hans-Heinrich Isenbart, die berühmte „Stimme des Pferdesports“. Das Projekt wurde schnell umgesetzt: „Das Pferd muss bleiben“ ist ab sofort mit den Original-Kommentaren Isenbarts im Pferdemuseum zu sehen und zu hören. Görtz besuchte nun das Pferdemuseum persönlich, und freute sich, dass mit „seinem“ Film in der neuen Videostation ein Stück hippologische Zeitgeschichte wieder lebendig wird. Zum Termin brachte er seine originale alte 16 mm-Kamera mit, die er damals in Dortmund nutzte.

Auch Sybill Ebers freut sich sehr über die neue Attraktion, die trotz Corona-Schutz-Maßnahmen hoffentlich viele Besucher ins Museum lockt: „Dank der großzügigen Spende von Franz-Josef Görtz und seinen Filmaufnahmen erhalten unsere Besucher Einblicke in eine für den Pferdesport einzigartige Veranstaltung. Wir sehen die Aktion „Das Pferd muss bleiben“ als einen wichtigen Wendepunkt in der Pferdeära: Das Pferd als Arbeitstier wurde überflüssig und gewann neue und große Bedeutung als Begleiter des Menschen im Sport- und Freizeitbereich. Bis heute!“

Pferdemuseum erhält wertvolle Schenkung aus dem Nachlass von Paul Stecken

Paul Stecken (1916 - 2016) gilt als einer der bedeutendsten Hippologen der vergangenen Jahrzehnte und hat den Pferdesport geprägt wie kaum ein zweiter. Der Münsteraner leitete 35 Jahre die Westfälische Reit- und Fahrschule und machte sie in dieser Zeit zu einer Reitakademie von internationalem Rang. Neben seinen „Musterschülern“ Dr. Reiner Klimke und dessen Tochter, Reitmeisterin Ingrid Klimke, hat Stecken Reitergrößen wie Reitmeister Udo Lange, Ton de Ridder, Vielseitigkeits-Bundestrainer der Jungen Reiter, und Rüdiger Schwarz ausgebildet.
Für sein außerordentliches Engagement wurde der bekannte und beliebte Pferdemann vielfach ausgezeichnet. Die Stadt Münster verlieh ihm die Paulus Plakette, vom Pferdesportverband Westfalen und vom Westfälischen Pferdestammbuch gab es jeweils die Goldene Ehrennadel. Die FN zeichnete ihn mit dem Goldenen Reiterkreuz und der Gustav-Rau-Plakette aus. 

Nun hat das Westfälische Pferdemuseum eine großzügige Schenkung aus dem Nachlass von Paul Stecken erhalten – für Museumsdirektorin Sybill Ebers Ehre und Verantwortung zugleich. „Paul Stecken war eine Koryphäe im Pferdesport und hat viele Reiter im Münsterland entscheidend geprägt. Mit dem Westfälischen Pferdemuseum fühlte er sich seit der Gründung sehr verbunden und war bis zu seinem Tod Fördervereinsmitglied. Paul Stecken war nicht nur ein begeisterter Besucher unseres Museums, er war auch als Zeitzeuge ein wichtiger Berater für unsere Sonderausstellung „Pferd und Krieg“, erinnert sich Sybill Ebers. „Die Schenkung bereichert die Bestände des Museums um wertvolle Zeugnisse eines der größten Hippologen unserer Zeit.“

Überreicht wurden die Objekte von Magda Werning, der Nichte von Paul Stecken. Sie vermachte dem Museum u. a. einen originalen Zylinder, verschiedene handgeschriebene Schriftstücke, einen Gehstock sowie mehrere Abzeichen und Auszeichnungen von Paul Stecken. Von besonderer Bedeutung ist eine Urkunde, die Paul Stecken 1993 vom Fédération Équestre Internationale (FEI) erhielt und die von der britischen Prinzessin Anne, Tochter von Queen Elisabeth II., unterzeichnet ist.
Und damit nicht genug: Beinahe zeitgleich erhielt das Museum vom Aufsichtsratsvorsitzenden des Allwetterzoos, Dr. Ludger Hellenthal, ein weiteres Erinnerungsstück an Paul Stecken: Er überreichte dem Museum eine Taschenflasche (umgangssprachlich „Flachmann“), die der junge Paul Stecken 1936 als Auszeichnung für sein reiterliches Können von seinem damaligen Regimentskommandeur, Oberst Edwin Graf von Rothkirch und Trach, erhielt.

Damit die wunderbaren Objekte nicht im Depot versauern, sondern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, plant das Pferdemuseum, einige der Gegenstände demnächst in der Dauerausstellung zu zeigen und so dem legendären Pferdemann Paul Stecken ein Denkmal zu setzen.   

Pferdemuseum bietet ab sofort wieder Führungen an

Gute Nachrichten für alle Pferdefans: Ab Montag, 15. Juni 2020, kann man im Westfälischen Pferdemuseum wieder Führungen für Familien und Gruppen im kleinen Kreis buchen. Bisher war der Besuch des Museums im Allwetterzoo Münster lediglich für einzelne Besucher erlaubt.
Bei dem geführten, einstündigen Rundgang erfahren die Teilnehmer spannende Infos zu dem (westfälischen) Kulturgut „Pferd“ und über seine besondere Beziehung zum Menschen. 
Für die Führungen gelten allerdings besondere Sicherheitsvorkehrungen: Erlaubt sind maximal 10 Personen pro Rundgang, und es muss auf die Einhaltung der Hygieneregeln wie das Tragen von Mund- und Nasenmasken sowie den Mindestabstand geachtet werden. Bei allen Führungen sind die Besucherinnen und Besucher verpflichtet, vor Ort ihre Kontaktdaten für eine eventuelle Rückverfolgung zu hinterlassen. Eine Teilnahme an einer Führung ist nur mit Abgabe dieser Daten möglich. „Die Teilnehmerlisten werden vier Wochen aufbewahrt und anschließend vernichtet“, erläutert Museumsdirektorin Sybill Ebers.

Wer Interesse an einer Führung unter diesen besonderen Umständen hat, kann sich an das Team des Pferdemuseums wenden unter info(at)pferdemuseum.de oder 0251 / 484270.

Das Pferd muss bleiben: Originale Filmaufnahmen im Pferdemuseum zu sehen

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Pferde unentbehrlich: Sie zogen die Pflüge über die Felder und die Kutsche zur Kirche, sie beförderten Post, Milch, Bier, Holz und Kohle. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Motorisierungswelle in der Bundesrepublik ein. Binnen weniger Jahre verschwanden hunderttausende Pferde in den Schlachthäusern, zwischen 1958 und 1965 halbierte sich die Zahl der Pferde in Westfalen von 105.276 auf 53.743. Das Pferd drohte aus dem Leben der Menschen zu verschwinden.

Doch was wäre Westfalen ohne seine Pferde? Gemeinsam mit dem "Provinzial-Verband westfälischer Reit- und Fahrvereine" veranstaltete der "Hauptverband für Zucht und Prüfung Deutscher Pferde" daraufhin am 15. März 1963 eine Großkundgebung in den ausverkauften Dortmunder Westfalenhallen. Sie forderten „Das Pferd muss bleiben“!
Es wurden verschiedene Rassen vorgestellt und die unterschiedlichen Verwendungsarten präsentiert. In einem Telegramm übermittelte der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke den Teilnehmern die Botschaft: "Einzig und allein der Mensch entscheidet, ob das Pferd bleiben wird oder nicht. Sollte eines Tages das Pferd verschwinden, so nur durch die Schuld des Menschen."

Das Westfälische Pferdemuseum zeigt in seiner Dauerausstellung seit Kurzem die originalen Filmaufnahmen aus dem Jahr 1963. Es sind bewegte Bilder einer legendären Veranstaltung, bei der über 12.000 Zuschauer den Abschied vom Arbeitspferd und den Beginn der Ära des Sportpferdes feierten.